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Schranzkapelle

Am Ortseingang von Kauns steht als ersters einladendes Wahrzeichen des Dorfes die "Schranzkapelle". Herrlich ist der Blick auf die Kirche und das Dorf. Die Kapelle wurde als Dank für die vorübergegangen Pest im Jahre 1634 von einem gewissen Michael Schranz gebaut.

Das Kreuz in Kauns:

Eines Morgens ging ein Jäger, dessen Haus im Kaunser Tale stand, auf die Jagd und stieg am rechten Ufer des Faggenbaches bis in die Nähe von Kauns. Mehrere Male stellte sich ihm Wild und Raubgeflügel zum Schuß, aber sooft er schoß, fehlte er, so daß er endlich grantig wurde und fürchterlich zu fluchen begann und ausrief: "Da muß der Teufel helfen!"

Plötzlich stand ein finsterer Schütze mit roter Hahnenfeder auf dem Hute dicht neben ihm und fragte: "Was sagst d'? Kann ich dir helfen?"

"Mach, daß ich was treff!" antwortete der Jäger.

"Wenn's weiter nix ist! Das kann ich", sprach jener. "Wenn du tust, was ich dir sage, so fehlst du nimmer. Lad frisch deinen Stutzen, stell dich hierher, schau dort nach dem alten Holz [der Bockfüßler deutete dabei halb abgewandt auf ein hohes Kruzifix, das eine Strecke tiefer, am Wege von Kauns nach dem nahen Prutz, stand] und hab acht, wenn es in der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn drinnen zur Wandlung bimmelt, dann schieß dem dort in die Seite. Zum Überfluß will ich mich nach der Wallfahrtskirche begeben, vor die Kirchtür stellen und dir mit dem Hute zuwinken, wenn es Zeit ist, abzudrücken. Aber treffen mußt du die Seitenwunde, sonst ist's gefehlt."

Der Jäger folgte dem Rate des Bösen, er lud, er stellte sich an, er schaute sich um, jener stand schon an der Kirchentür von Kaltenbrunn, obgleich dahin fast eine Stunde Wegs war. Und alsbald schwenkte der Böse dreimal den Hut, der Jäger zielte, aber er zitterte dabei, er schoß und traf die Seitenwunde nicht, die Kugel schlug einen Zoll tiefer in das Holzbild, und aus dem Loch flössen drei Blutstropfen hervor - von Kaltenbrunn her scholl es wie Hohngelächter, und über den sinnbetörten Jäger huschte ein Lämmergeier kreisend hin. Drinnen im Kaunser Tale aber begann die Sturmglocke zu läuten, und es schrie: "Feuer! Feuer!" Das Haus, welches brannte, war des Jägers Haus, und es brannte bis zum Grunde nieder. In einer Kapelle, kaum eine Viertelstunde außer dem Dorfe Kauns, steht jetzt jenes Christusbild hochverehrt. Unter der Seitenwunde erblickt man noch die Kugelspur, sieht man noch die drei Blutstropfen, und ein Wandgemälde versinnbildlicht noch immer die Sage.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 225.