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St.BARBARA Kirche
Patrozinium: 4.Dezember

Geschichte

Ausstattung

Renovierung 2014

Wiedereinweihung

1. Lage und Baugeschichte:
Auf einem Plateau oberhalb des Inntals am westlichen Ortsausgang von Fließ erhebt sich die neue Pfarrkirche. 1794/1800-1804 entstand hier in beherrschender Lage der Neubau, da die alte Pfarrkirche für die zahlreichen Gläubigen nicht mehr ausreichte. Zunächst wurde sie wie die alte Pfarrkirche der Himmelfahrt Mariens geweiht, jedoch übertrug sich bald das Patrozinium der vormals hier errichteten Barbarakapelle auf den neuen Bau.
Die erste Nennung einer Barbarakapelle geht zurück in die Zeit von 1300. Mehrfach werden im Laufe des 14. Jh. Anlässe für die Kapelle überliefert, so auch 1352 aus Avignon. Seit dem 17. Jh. diente die Kapelle als vielbesuchte Wallfahrt, zu deren Popularität auch das 1644 von dem Fließer Pfarrer Michael Raggl geschriebene volkstümliche Legendenspiel, die "Comedia Barbara", beitrug, das westlich des Ortes von Laienspielern aufgeführt wurde. Die Kapelle selbst, umgeben von einem Friedhof, erhielt im späten 17. Jh. eine neue Ausstattung, und ein letzter Bau wurde 1682 geweiht.
Der Neubau als Pfarrkirche, der am 9. Oktober 1804 durch den Brixener Fürstbischof Karl Franz von Lodron (1792-1828) geweiht wurde, geht auf die Pläne des damaligen Fließer Pfarrers Nikolaus Tolentin Schuler (1756 Fließ - 1831 Zams) zurück, der auch einen beträchtlichen Teil der finanziellen Mittel für den Bau beisteuerte. Erst nachträglich wurde dabei 1817 der talseitige Fassadenturm fertiggestellt. 1902-04 wurde die Kirche renoviert, ebenso 1970-72 der Außenbau restauriert.

2. Der Kirchenbau:
Eine dreiportalige Vorhalle schiebt sich vor die Zweiturmfassade mit ihrem geschweiften Mittelgiebel, in dessen Zentrum das Mosaikmedaillon der Maria als Himmelskönigin (1902 von J. Pfefferle, Zirl) einen beherrschenden Platz einnimmt. Das mittlere Bronzeportal der Vorhalle, 1971-72 von Engelbert Gitterle als "Erlösertor" gestaltet, zeigt Christus am Kreuz zwischen Maria mit dem Kind, Adam und Eva u.a. Auf den Seitenportalen werden die vier bedeutenden Fließer Geistlichen portraitiert: Alois Simon Maaß, Nikolaus Tolentin Schuler, Otto Neururer und Franz Flür.
Der weite vierachsige Innenraum wird durch große segmentbogenförmige Fenster mit zusätzlichen Oberlichten gleichmäßig erhellt. Doppelte marmorierte Pilaster und ein umlaufendes verkröpftes Gebälk gliedert den Saal und leiten den Blick über das ausgemuldete Vorjoch in den zweijochigen und halbrund endenden Chor. Ein flaches Tonnengewölbe mit tiefen Stichkappen über den Fenstern wird durch Fresken in drei große Teilbereiche untergliedert.

1. Die Deckenbilder:
Der Kirchenbau war ursprünglich von dem Klassizisten Johann Matthias Jele (Jehle) 1804 mit einer Krönung Mariens im Chor und dem Martertod der Heiligen Barbara im Langhaus ausgemalt. Die heutigen Deckenbilder in historischer Manier gehen auf die Renovierung von 1902-04 zurück. Die Deckenbilder von Johann Kärle (Hinterhornbach/ Lechtal 1835-1913) und Thomas Köhle (1861-1938 Kauns) bilden einen breitgefächerten Zyklus des Marien- und Christuslebens, der sich vom Eingang zum Chor hin entwickelt. Während das Emporebild als Bezug zur Orgel die Heilige Cäcilia mit Geige und musizierenden Engel abbildet, setzt der Marienzyklus links mit einer Maria Immaculata ein.

2. Altäre:
Die fünf Altäre aus der Bauzeit der Barbarakirche (Anfang 19. Jh.) in spätbarock- klassizistischer Formensprache werden heute weitgehend durch die Veränderungen der Jahrhundertwende geprägt. Der mächtige viersäulige Altaraufbau vor der Chorapsis zeigt heute ein Hochrelief mit der Himmelfahrt Mariens, das mit der Halbfigur Gottvaters im Auszug eine Einheit bildet (um 1904, Kunstanstalt Adolf Vogl, Hall). Seitlich über den angefügten Opfergangportalen, ganz freiplastisch aufgefasst, stehen die Eltern Mariens, die hll. Joachim und Anna, die aus einer älteren Kirche übernommen wurden. Die Zuschreibung schwankt zwischen Jakob Auer und einem Nachfolger von Andreas Thamasch (Anfang 18. Jh.)
Zwei Altäre im Vorjoch zwischen Chor und Langhaus, 1804 zu Ehren der hll. Barbara und Josef geweiht, enthalten erst nachträglich eingesetzte Werke. Im südlichen Altarauszug gibt ein Relief den Märtyrertod der hl. Barbara wieder, außerdem ist eine Herz-Jesu-Statue zu sehen. Der nördliche Altar zeigt eine Herz-Maria-Statue im Stil der Nazarener und den Tod des hl. Josef im Auszug.
Die beiden Wandaltäre des Langhauses bergen seit 1816 die Heiligen Leiber der Märtyrer Benedikt und Felix, die aus der Callixtuskatakombe an der Via Appia in Rom übertragen wurden. Der linke Altar ist dem hl Johannes Nepomuk geweiht, dessen Statue von Bildern der Pestheiligen Sebastian und Rochus begleitet wird. Sein Gegenüber zeigt den hl. Aloysius zwischen den Bauheiligen Notburga und Isidor. Die vier Nebenaltäre soll laut einer Urkunde Clemens Raffeiner (Schnals/Vinschgau 1828-1925 Schwaz) geschaffen haben.

3. Weitere Ausstattung in der Barbarakirche:
Aus der Bauzeit stammt auch die neubarock überarbeitete Kanzel mit ihrem vielfach gebrochenen und geschwungenen Korb und ihrem teilweise noch dem Rokoko verhafteten Figurenschmuck. Für eine nachträgliche Montierung sprechen die doppelt auftretenden Evangelistensymbole. Man beachte auch das klassizistische Gestühl und die Beichtstühle aus der Erbauunszeit sowie den schönen Kreuzweg (um 1800), wohl von Johann Matthias Jehle. An der Westwand unter der doppelten Empore hängt ein Portrait des Pfarrers und Bauherrn der Kirche, Nikolaus Schuler, der seit 1805 als Pfarrer und Dekan in Zams tätig wurde, wo er das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Tirol begründete.
Die Orgel auf der oberen Empore ist eine Arbeit des Oberperfußer Orgelbauers Franz Weber (1825-1914) von 1869. In das für den Kirchenbau kleine Werk mit seinem fünfteiligen Schauprospekt und zwei Manualen mit 26 Registern hat man 1916 Zinkpfeifen eingebaut, die bei der Renovierung 1988 durch den Orgelbauer Graf Hubertus Kerssenbrock/München wieder durch Zinnpfeifen im Prospekt ersetzt wurden. Neben den vier neuen Glocken, die 1980 in der Glockengießerei Oberascher, Salzburg, geschaffen wurden, hat sich nur die historische "Maaß-Glocke" erhalten, alle anderen Glocken waren in den Weltkriegen abgenommen worden. Diese, 1821 von Johann und Bartlmä Graßmayr in Habichen/Ötztal gegossene Glocke, auch die "Nuie" genannt, gilt als Wetterglocke, die als 1896 umbenannte "Maaß-Glocke" an den heiligmäßigen Fließer Pfarrer erinnert.

Quelle: „Kirchen und Kapellen der Pfarrei Fließ", Kunstverlag-Peda, 1997